"Die
Ruine ist Zeichen dessen, was sie einmal als intakter Bau war, doch
wächst ihr eine Schönheit zu, ein Surplus von Bedeutung,
die in der Semantik der Gewesenheit nicht aufgeht." Hartmut
Böhme |
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Zerfallene Bauwerke
oder dessen Überreste bezeichnen wir als Ruinen. Als im wahrsten
Sinne des Wortes Gestürzte (lat. ruere). Kollabierte im Raum
der Zeit. Gefallene im Werdegang der Geschichte. Die jeweiligen Ursachen
für den Sturz, den Fall, den Verfall sind vielfältig. Wirtschaftliche
Veränderungen, Kriege, Anschläge. Natur und Zeit. Der Lauf
der Dinge. Mal leise und unbemerkt. Mal schmerzhaft und gewaltsam.
Als historische Zeugnisse konkretisiert sich in der Ruine das bereits
Geschehene und gewinnt diesem dabei zugleich eine neue Abstraktionsebene,
einen metaphorischen Mehrwert ab. Und doch nimmt hier das Gewesene
Gestalt an. Die Ruine wird zur sichtbare Reibungsfläche mit der
Vergangenheit. Aber auch zur Projektionsfläche. |
Die Ausstellung
"Ruinenbaumeister" versammelt nun vor diesem Hintergrund neue Werke
Berliner Künstler, die von von Zeichnung, Collage, Skulptur bis
Fotografie und Film reichen und sich die Ruine zum Gegenstand ihrer
Arbeit gemacht haben. |
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Mit dem Titel bezieht
sich diese Ausstellung auf den 1969 von Herbert Rosendorfer (*1934)
verfassten fantastischen Roman "Der Ruinenbaumeister" – und
damit auf ein relatives Paradox, hat doch das Bauen üblicherweise
etwas Neues und Ganzes im Sinne. Und doch gehört auch die Planung
von ruiniert Neuem seit dem Barock ins Kalkül von Architektur
und Kunst – mit besonderen Höhepunkten in Romantik oder
Historismus, und selbst bis in die jüngere Gegenwart der Postmoderne.
Bereits beim Louvre gab es Ideen, dieses Schloss der Künste als
eine Ruine zu vollenden – mit dem Gedanken, Zeitlosigkeit, und
somit das Überdauern von Geschichte ins Spiel zu bringen. |
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Sodann ist die Ruine
auch reales Relikt natürlicher und kultureller Gewalttätigkeiten,
denn Naturgewalten und Kriege forcieren ihre Entstehung. Dass nicht
nur die Wüste, sondern auch die Ruine wächst, erkennt man
in Tragödien, wie jener von Haiti. Waren die Ruinen der Kriege
im 20. Jahrhundert zumeist vertikal aufragende Mauerreste, die in
gemauerten Städten durch Infantrie und Bombardement entstanden,
so wird die Ruiniertheit der Gegenwart durch das Zusammenstürzen
von Betonkonstruktionen und ihren von Eisen durchzogenen Platten bestimmt:
horizontale Haufen sind das Ergebnis der Katastrophen, so etwa beim
World Trade Center in New York, dem Kölner Stadtarchiv oder zerbombter
Viertel in Bagdad. |
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Ausstellung vom
19. Februar bis 3. April 2010 |